Vor zweieinhalb Jahren hat Lufthansa Technik (LHT), Instandhalter von Flugzeugkomponenten, eine großangelegte Digitalisierungsinitiative gestartet. Auf den Hamburger IT-Strategietagen berichtete CIO Stephan Drewes von der Reise.
Für die verschiedenen Geschäftssegmente des Unternehmens – darunter etwa Wartung & Flugzeugüberholung oder Komponentenwartung – wurden individuelle Zielbilder entwickelt. Federführend dabei waren die Segmente selbst. Die IT unterstützte mit Methodenwissen.
In jedem dieser Zielbilder wurde Drewes zufolge ein “heiliger Gral” definiert, auf den dieses Zielbild einzahlen muss. Bei der Flugzeugüberholung soll etwa die Durchlaufzeit verkürzt werden, um mehr Wartungen durchführen zu können.
Anschließend entwickelte Lufthansa Technik für jedes Zielbild eine Roadmap, die wiederum in einzelne Schwerpunkte unterteilt ist. Für jeden dieser “Puzzle-Steine” wurde zudem definiert, wann und wie viel er auf das Ziel einzahlt. Insgesamt laufen laut Drewes derzeit etwa 350 solcher Initiativen.
Die IT der Lufthansa Technik besteht zum Großteil aus Legacy-IT aus rund 30 Jahren mit vielen monolithischen Systemen. Diese Monolithen sind laut Drewes zudem teilweise miteinander verwoben. Das macht eine Neuaufstellung schwierig.
Um das zu lösen, orientiert sich die IT am dreistufigen Layer-Modell von Gartner: sie unterscheidet zwischen Systems of Record (Basissysteme), Differentiation (Alleinstellungsmerkmale) und Innovation (innovative Geschäftsmodelle). Das Augenmerk liegt derzeit auf der Differenzierung – also Systeme, die LHT von Marktbegleitern abheben. Diese Ebene gilt es zu modernisieren.
Technologien wie Generative AI und Cloud kommen zum Einsatz. Projekte in diesem Bereich werden im DevOps-Ansatz betrieben, um ständig Fortschritte erzielen zu können.
Das heißt, viele Prozesse müssen radikal umgeworfen werden. Um dafür den Rückhalt aus der Organisation zu erhalten, leitet jedes Projekt eine Doppelführung. Die Product Owner kommen aus dem Business und steuern die Initiativen zusammen mit einem Tech-Lead aus der IT. Beide haben so ein gemeinsames Ziel, das sie verfolgen.
Der Fortschritt und die Governance-Einhaltung der Projekte werden regelmäßig überprüft. Dabei spielt auch der Abgleich mit dem Zielbild und eventuelle Korrekturmaßnahmen eine wichtige Rolle. Neue Projekte identifiziert LHT über sogenannte Value Pools je Segment, wo neue Themen gesammelt und evaluiert werden.
Dieses Vorgehen zahlt sich aus. Nur bei jedem zehnten Projekt muss laut Drewes nachjustiert werden. Der Anteil an gescheiterten Initiativen liege bei fünf bis zehn Prozent. Die Projekt Owner der einzelnen Roadmap-Puzzle-Teile werden zudem ermutigt, Initiativen, die nach zwei Monaten keine Fortschritte machen, rasch abzubrechen, um Geld zu sparen.
Am Ende steht das Ziel, alle aus Komponenten, Flugzeugen und Triebwerken gesammelten Daten verfügbar zu machen, für nachhaltigeres und wirtschaftlicheres Business. Bei Wartungen etwa soll schnell ein Forecast für Kosten, Materialbedarf und Dauer möglich sein, um das Business optimal zu planen.