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VTG-CIO Petra Clemens

Wie schwer ist der Weg zur CIO wirklich?

Wer Frauen in Führungspositionen haben will, muss auch etwas dafür tun. Was das sein könnte, erklärte VTG-CIO Petra Clemens auf den Hamburger IT-Strategietagen anhand ihrer eigenen Karriere.

Petra Clemens, CIO bei der VTG AG, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen. Ihr zufolge müssen Unternehmen einiges ändern, um mehr Frauen in die IT zu holen.
Petra Clemens, CIO bei der VTG AG, sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen. Ihr zufolge müssen Unternehmen einiges ändern, um mehr Frauen in die IT zu holen.
Foto: Frank Erpinar

Nach den vielen Strategievorträgen brachte Petra Clemens, seit einem Jahr CIO beim Eisenbahnlogistiker VTG, am Abschlusstag der Hamburger IT-Strategietage ein teils persönliches, teils aber auch sehr allgemeines Thema auf die Bühne: Frauen in der IT: Jeder will sie – aber wie schwer ist der Weg zur CIO wirklich?

Der Hintergrund: Clemens hat nach ihrem Informatik-Studium 19 Jahre gebraucht, bis sie CIO wurde – deutlich länger als viele ihrer männlichen Kollegen, mit denen sie gesprochen hat. “Bin ich schlechter?”, fragte sie ins Publikum. Sicher nicht, meinte sie, dennoch gebe es diese Lücke.

"Wir sind empathischer, wir agieren anders, wir stellen uns nicht gerne in den Mittelpunkt", sagt VTG-CIO Petra Clemens.
“Wir sind empathischer, wir agieren anders, wir stellen uns nicht gerne in den Mittelpunkt”, sagt VTG-CIO Petra Clemens.
Foto: Frank Erpinar

Rückblickend auf ihre Karriere, aber auch generell, sieht Clemens eine Reihe von Hürden, die Frauen auf dem Weg ins Topmanagement in den Weg gelegt würden. So habe sie es oft erlebt, dass, etwas provokant ausgedrückt, weiße alte Männer lieber weiße Männer einstellten – eben, weil sie ähnlich tickten. Für Frauen wiederum sei es schwierig, neben den vielen Alpha-Männern aufzufallen: “Wir sind empathischer, wir agieren anders, wir stellen uns nicht gerne in den Mittelpunkt”, so Clemens. Sie habe es in ihrer Karriere oft erlebt, dass sie in einen Raum voller Männer kam und gar nicht wahrgenommen wurde, weil sie eine Frau ist.

Karriereknick Schwangerschaft

Die Vorstellung, dass Frauen nach Schwangerschaft und Elternzeit in das Unternehmen zurückkommen und es dann geradlinig weitergeht, sei eine Illusion: Als sie damals schwanger wurde, war sie gerade auf dem Weg zur Abteilungsleiterin und hatte ihre eigene Abteilung aufgebaut. Bei ihrer Rückkehr hieß es dann, die Stelle sei besetzt, sie soll wieder Projekte machen. Das sei ein einschneidendes Erlebnis gewesen, erinnert sich Clemens. Glücklicherweise sei ihr ehemaliger Chef bei Otto dann auf sie zugekommen und habe ihr einen interessanten Job als Head of Datacenter Optimization angeboten, weshalb sie geblieben sei.

Clemens beklagte auch das mangelnde Verständnis der Unternehmen gegenüber Müttern und Vätern und insbesondere Alleinerziehenden. Diese hätten es mit Anwesenheitspflichten und unflexiblen Arbeitszeiten nicht leicht, befand sie. Sie hätte sich früher oft entschuldigen müssen, weil sie ihre Tochter abholen musste oder sogar, weil diese krank war. Zum Glück habe sich in diesem Punkt viel geändert.

“Ein faires Gehalt hilft schon mal”

Was ihr geholfen hat und sicher auch anderen Frauen helfen wird? “Wenn Unternehmen ernsthaft Frauen in Führungspositionen oder als CIOs wollen, müssen sie als erstes ein faires Gehalt zahlen”, erklärte Clemens. Mit dem Wechsel zu Olympus 2019 habe sie zum ersten Mal so viel Geld verdient, dass sie sich als alleinerziehende Mutter ein Au Pair leisten konnte, sagte sie: “Das hat mir die Möglichkeit gegeben, endlich wieder das zu tun, was ich wollte und musste, weil es ein Backup gab.”

Ein weiterer Tipp für das Management ist, den Mitarbeiterinnen – und natürlich auch den Mitarbeitern – mehr Vertrauen entgegenzubringen. Es gehe gar nicht darum, wie lange jemand am Schreibtisch sitzt, so Clemens. Ob 40 Stunden oder mehr: Erfolg und Zielerreichung hätten nichts mit Überstunden und Anwesenheit zu tun.

Sehr geholfen habe ihr auch Coaching, berichtete die VTG-CIO, vor allem in der Anfangszeit, wo sie angesichts der vielen Alpha-Männern um sie herum noch unsicher war: “Das hat mir unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben. Und als mein Coach nach einem Jahr meinte, er könne mir nichts mehr beibringen, wusste ich: OK, ich bin auf dem richtigen Weg.”

Clemens ermunterte die anwesenden CIOs zudem, ihre besten Kandidatinnen zu fördern, wenn sie sie wirklich entwickeln wollten. Ihr ehemaliger Chef bei Olympus, Karsten Klose, habe sie extrem gefördert, entwickelt und in eine globale Rolle gebracht.

CIOs in der Vorreiterrolle

“Veränderungen müssen vorgelebt werden”, erklärte Clemens und ging abschließend doch noch etwas auf die IT-Strategie von VTG ein. So suche sie derzeit einen Talent & Change Manager, die (oder der) Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anschaut und prüft, wie sie sich weiterentwickeln können. Außerdem fördere man Quereinsteiger und arbeite mit jungen Unternehmen zusammen, die Fachkräfte speziell für bestimmte Tätigkeiten ausbilden, wo man auf dem Markt keine Kandidaten findet.

Außerdem werden nun alle Stellen, auch die für Führungskräfte, nicht nur als Teilzeitstellen, sondern auch für Jobsharing ausgeschrieben. Das heißt, zwei Personen teilen sich eine Stelle. Zudem überprüfe sie regelmäßig die Gehälter, insbesondere die der Frauen, berichtete Clemens. Aus ihrer eigenen Geschichte wisse sie, dass es für Frauen vielleicht eine Aufstiegschance sei, wenn sie die Kosten für ein Au Pair bezahlt bekämen.

Weitere Mittel seien Vorträge wie dieser, aber auch an Schulen und Universitäten, um junge Menschen für IT zu begeistern. Sie selbst ist auch Mentorin für zwei junge Menschen in ihrer Organisation, denen sie ihr Wissen weitergeben will.

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