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Vorstand Martin Hellebrand

Badenova-IT wappnet sich gegen die Krise

Die Energiebranche ist im Umbruch, also müssen sich Versorger anpassen. Vorstand Martin Hellebrand berichtete auf den Hamburger IT-Strategietagen, wie die Badenova ihre IT krisenfest aufgestellt hat.

Badenova-Vorstand Martin Hellebrand sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Badenova-Vorstand Martin Hellebrand sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen.
Foto: Frank Erpinar

“Die Energiewirtschaft war über Jahrzehnte stabil und funktionierte nach denselben Prinzipien,” berichtete Hans-Martin Hellebrand, Vorstand der Badenova, in seiner Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen. Dann rüttelten gleich mehrere Ereignisse die Branche auf.

2011 forcierte der Reaktorunfall von Fukushima den Atomausstieg. Kurz darauf beschloss die Bunderegierung, sich auch von Kohle zu verabschieden. Jüngst zeigte der Angriffskrieg auf die Ukraine, dass die Abhängigkeit von russischem Gas ebenfalls problematisch ist. Aus diesen stürmischen Zeiten wollte der badische Energieversorger gestärkt herausgehen. Eine Transformation stand nun auf dem Programm.

Warum, Wie, Was?

“Wir haben uns am Anfang grundlegende Fragen gestellt nach dem Warum, dem Wie und dem Was,” so Hellebrand. Der Purpose wurde gemeinsam mit den 1.600 Mitarbeitern erarbeitet: Man wollte eine lebenswerte Zukunft mit der Wärme- und Energiewende gestalten.

Das “Wie” interpretierte das Team um den Vorstand als neuen Way of Work. Methoden wie Objectives and Key Results (OKR) und agile Arbeitsmetoden sollten dafür sorgen, dass die IT schneller auf Veränderungen reagieren kann. Doch bei all dem dürfe das Ziel nicht aus den Augen verloren werden, so Hellbrand: “Es ist im Grunde Evolutionstheorie: Am Ende überlebt nicht der Stärkste oder Intelligenteste, sondern der am besten Angepasste.” Methoden müssten also immer darauf einzahlen, die Disruption zu stemmen.

Beim “Was” geht es darum, das Business und die IT krisenfest zu machen. Statt starrem Netzbetrieb, Produktion und Vertrieb will die Badenova Strom, Wärme, Gas und Mobilität integriert miteinander verknüpfen. Zudem müsse Energie dezentral und bottom-up gedacht werden – von Haushalten über Stadtteile, Städte und Landkreise bis hin zu Ländern. Drittens gelte es, die Kunden digital abzuholen, wo sie sich bewegen – dazu braucht es Ökosysteme und Plattformen.

IT im Wandel

Die IT muss helfen, die Unwägbarkeiten auf diesem Weg abzufangen. Gasspeicherumlagen, Preisbremsen und Winterpakete müssen in den Systemen umgesetzt werden. Parallel sollen die Energiewende vorangetrieben und die Zukunft digital gestaltet werden. “Das alles zusammen ist eine große Herausforderung für die IT,” resümiert Hellebrand.

Der Vorstand setzt auf eine IT der zwei Geschwindigkeiten. Zum einen müssten Standardsysteme stabil und verlässlich laufen. Zum anderen setzten agil betriebene Architekturen auf diesen Systemen auf, um schnell reagieren zu können.

Über die Art, zu Arbeiten, dachte das Team um Hellbrand intensiv nach. Projekt-Pipelines gestaltete es adaptiv, um sowohl Kunden zuverlässig bedienen als auch neue Anforderungen schnell abbilden zu können.

"Wir fokussieren uns auf unsere Kernkompetenz. Bei allem anderen arbeiten wir mit Partnern zusammen," sagt Badenova-Vorstand Martin Hellebrand.
“Wir fokussieren uns auf unsere Kernkompetenz. Bei allem anderen arbeiten wir mit Partnern zusammen,” sagt Badenova-Vorstand Martin Hellebrand.
Foto: Frank Erpinar

Die IT bewegte sich weg vom Kosten- und Produktdenken. Sie wollte nicht mehr als Gesetzgeber und Verhinderer wahrgenommen werden. Heute ist sie laut Hellebrand flexibel nach Geschäftsfeldern und Funktionen organisiert, die sich an Business-Anforderungen orientieren. Mit hochstandardisierten Kernsystemen und agilem Überbau arbeitet die IT nun cross-funktional nach agilen Methoden. Und das wirkt: Die neue IT werde als Enabler und Orchestrator in den Geschäftsbereichen wahrgenommen, der das Business vorantreibe, freut sich der Vorstand.

Vier Learnings

In der Transformation legte Hellbrand viel Wert auf Fokussierung. Die Managementfunktion müsse vorgeben, was wichtig und was nur “nice to have” ist. Zudem brauche der Wandel einen roten Faden. Der Kunde und der Nutzen für das Geschäft müssen dem Vorstand zufolge stets im Mittelpunkt der Veränderung stehen.

Darüber hinaus müsse man nicht alles selbst stemmen. “Wir fokussieren uns auf unsere Kernkompetenz. Bei allem anderen arbeiten wir mit Partnern zusammen,” so Hellebrand. Badenova arbeitet etwa mit Google zusammen. Zu guter Letzt gelte es, die Menschen nicht zu vergessen. “Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen durch den Change und prägen die Veränderung,” so der Manager. Man müsse sie motivieren, befähigen, ermutigen und weiterentwickeln.

“Legen Sie die Skills, die sie morgen brauchen, schon heute im Unternehmen an,” rät Hellebrand. Je intensiver sich Unternehmen vor dem Sturm vorbereiteten, desto besser könnten sie die Wellen für sich nutzen, statt von ihnen fortgespült zu werden.

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