Es braucht mehr Frauen, es braucht mehr Diversität. Zwei IT-Managerinnen berichten auf den Strategietagen über ihre Erfahrungen und haben auch ein paar Empfehlungen.
Schon seit Jahren dümpelt die Zahl der weiblichen Beschäftigten in der IT in Deutschland bei unter 20 Prozent vor sich hin, und bei den Informatikstudentinnen schafft man es gerade auf 25 Prozent; ganz deprimierend sieht es allerdings bei den weiblichen IT-Auszubildenen aus. Da sollen es laut Umfragen des Branchenverbandes Bitkoms lediglich sieben Prozent sein.
Als gute Nachricht ließe sich jetzt anführen, dass laut aktuellen Umfragen das Thema Diversity und Inclusion in den Führungsetagen der Firmen angekommen ist und dass vielerorts nun an Konzepten und an Quoten gearbeitet wird, damit das Thema endlich Fahrt aufnimmt. Und das zurecht, wenn man – wie auch jetzt auf den Hamburger Strategietagen erleben darf – wie kompetent, sympathisch und souverän die weiblichen CIO mit ihren fachlichen Vorträgen die Zuhörerschaft begeistern.
Noch viel Luft nach oben beim Thema Diversity
Geht es allerdings ans Eingemachte, sehen Topmanagerinnen wie Anke Sax, COO und CTO des Finanzdienstleisters KGAL durchaus noch genug Luft nach oben. Denn nach wie vor sei es so, dass sich Frauen unter Wert verkauften, dass sie eher die Haltung einer Dankbaren einnehmen und weniger selbstbewusst Sachen einforderten, die ihnen zustehen.
Sie plädiert unter anderem dafür, dass beide Seiten, Männer und Frauen, ein Training zu Unconscious Bias besuchen sollten, um sich von ihren unbewussten Denkmustern etwas zu lösen. Frauen müssten vor allem lernen, Männern sofort Feedback zu geben, wenn sie eine Situation als ungerecht empfinden, da Männer sowas oft gar nicht merkten.
Vorbilder sind sehr wichtig
Nach wie vor gelten, so eines ihrer Beispiele, Männer als kompetent und nicht warmherzig. Frauen müssten mit dem Klischee leben, warmherzig und wenig kompetent zu sein. Die Schlussfolgerung dürfe für Frauen allerdings nicht lauten: Will ich Karriere machen, muss ich wie die Männer werden, sondern die weiblichen Stärken ausspielen. Dies versucht Anke Sax vor allem Studentinnen beizubringen; sie engagiert sich im universitären Umfeld, ist aber auch in einigen Netzwerken sehr aktiv.
Hilfreich – da sind sich Expertinnen einig – sind positive Beispiele von Frauen, die als Vorbilder gelten können, wie das Angelica Iulia Timofte von Pharmakonzern Merck bestätigt. Sie arbeitet als Head of IT Solutions und betont, dass es Frauen mit Stolz erfüllt, wenn dann – wie im Fall Merck – die eigene oberste Chefin, Belén Garijo, als erste weibliche DAX-Vorstandsvorsitzende arbeitet. Das erleichtere dann zum Beispiel die Bildung von firmeninternen weiblichen Netzwerken; und zu einem dieser Gruppen, bestehend aus weiblichen IT-Mitarbeitern gehört sie dazu.
Vorgesetzte müssen gute Mentoren sein
Hier kommt nun ein weiterer wichtiger Aspekt dazu, wie Timofte betont, dass ihr IT-Chef dieses Netzwerk unterstützt, sich selbst ab und zu in deren Veranstaltungen setzt, um wie er sagt, auch die weibliche Sicht der Dinge mitzubekommen. So eine Art Sponsoring oder Unterstützung von “oben” sei immer sehr hilfreich und wirke motivierend. Auf der individuellen Ebene haben sich Timofte zufolge vor allem Mentoring-Programme bewährt.
Sax warnt schließlich davor, beim Thema Diversity den Blick nicht nur auf die Männer-Frauen-Diskussion zu verengen. Sie merke in ihrem Unternehmen, wie hilfreich und wichtig es sei, unterschiedliche Sichtweisen zu berücksichtigen, von Älteren und Jüngeren, oder Personen mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund wie Psychologen und ITlern – oder Menschen mit Migrationshintergrund. Und das sollte ruhig schon im Bewerbungsverfahren beginnen, dass man als Arbeitgeber diese Vielfalt berücksichtigt.