Wenn IT-Abteilungen zu ihren begehrten Mitarbeitern kommen wollen, können sie die Arbeit nicht den Personalern überlassen, wie eine Diskussion auf den Hamburger IT-Strategietagen zeigte.
“Wir suchen nicht” – so begann Karsten Rösener, seines Zeichens CIO der Ostfriesischen Teegesellschaft, sein Eingangsstatement, als es in einer Diskussionsrunde um das Thema Recruiting und IT-Arbeitsmarkt ging. Und noch ehe man sich als Zuhörer fragte, in was für einem Unternehmen denn Rösner arbeitet, legte er nach, und es kam die Antwort, die mittlerweile so gut wie alle IT-Unternehmen und IT-Abteilungen kennen: “Wir müssen uns als Arbeitgeber bei unseren künftigen Mitarbeitern bewerben”. Er konnte es sich nicht verkneifen, an die guten alten Zeiten zu erinnern, als man als Unternehmen einfach eine Stellenanzeige in der Zeitung, schaltete, und danach die Bewerber antanzen ließ, und noch aus dem Vollen schöpfen konnte. Aus, vorbei – alles Geschichte.
“Wir laden jeden ein”
Heute sei auch er als CIO gefragt, den Kandidaten das Unternehmen vorzustellen. Aber natürlich geht es in erster Linie um die interessanten und innovativen Projekte seiner Abteilung, dass man in puncto Digitalisierung zu den Pionieren in der Branche zähle und die digitale Fabrik real existiere, Machine-Learning-Konzepte umsetze, Roboter im Einsatz und einen hohen Automatisierungsgrad erreicht habe. “Die junge Generation will ausprobieren, an spannenden Projekten arbeiten – nicht verwalten”, so Röseners Beobachtung. Sein nüchternes Fazit: “Wir laden jeden ein, wir reden mit jedem.” Und er macht allen Mut: In der IT finde jeder sein Platz, man benötig nur etwas Kreativität.
Im Nachhinein freue er sich, zum Beispiel vergangenes Jahr beim Wettbewerb “CIO des Jahres” mitgemacht zu haben, wo er dann auch noch auf dem Siegertreppchen landete. Sein jüngster Mitarbeiter habe ihn davon überzeugen können, die Unterlagen einzureichen nach dem Motto: Warum nicht unsere Projekte der Öffentlichkeit mitteilen. Heute merkt er nun in Bewerbungsgesprächen, dass dieser Titel insofern gut ankommt, als es als Zeichen einer innovativen und modernen IT-Abteilung wahrgenommen wird.
Frauen und Quereinsteiger als neue Zielgruppen
Einen interessanten und mittlerweile erfolgreichen Ansatz hat der Handelskonzern Otto gewählt, um zum Beispiel Frauen und Quereinsteigern die IT schmackhaft zu machen, wie Frederike Fritzsche berichtet. Sie ist Tech Ambassador, arbeitet in der Otto-IT und kümmert sich darum, ihre Abteilung mit ihren Themen, Vorhaben nach innen, aber auch nach außen zu “verkaufen” – möglichst über viele Kanäle, natürlich auch über Social Media.
Mit einigen engagierten Kolleginnen hat Fritzsche das Veranstaltungsformat developHer entwickelt, um zunächst in Workshops Frauen – sowohl intern als auch extern – IT-Themen näher zu bringen. Und weil das so gut lief und auch weiterhin läuft, hat man nun diese Reihe auch für Quereinsteiger geöffnet und versucht möglichst viele Menschen für die Aufgaben in der firmeneigenen IT zu gewinnen. Sehr hilfreich war noch ein weiteres Angebot an die Interessenten. Nämlich zunächst direkt mit Mitarbeitern in Kontakt zu treten, um einen möglichst authentischen Einblick in die Arbeiten und Aufgaben der IT zu bekommen. “Das wurde sehr gut genutzt”, versichert Fritzsche.
Man müsse kreativ das Thema Recruiting angehen, so Fritzsche, denn Otto habe allein in der IT 280 offene Stellen. Und auch in Hamburg habe man gelernt, dass man Bewerbern auf Augenhöhe begegnen müsse, sich auf ihre Wünsche einlassen, sei es flexibles Arbeiten – auch von zu Hause, der Wunsch nach einem Teilzeitjob – es sollte eben für beide Seiten passen, weiß die Ambassadorin.