Unternehmen meinen es langsam ernst mit Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung, wie der Vortrag von SAP-CIO Florian Roth auf den Hamburger IT-Strategietagen gezeigt hat.
Die große Strategie ist schnell aufgezählt, die Roth aus der SAP-Kantine virtuell an die Wand warf. Sein Arbeitgeber will ein aktiver Gestalter einer nachhaltigen Welt sein, erfolgreich als intelligentes und nachhaltiges Unternehmen agieren und die Zusammenarbeit in einem globalen Unternehmensnetzwerk forcieren. So weit, so gut die Vision.
Natürlich definiert sich ein IT-Chef, und das erst recht in einem weltweit erfolgreichen Technologie-Unternehmen, über eben Innovationen rund um den Einsatz moderner IT-Werkzeuge und -Technologien. So dass Roth in erster Linie auf die Trends einging, mit denen sich seine Abteilung auseinandersetzt und von denen er überzeugt ist, dass sie auch die nächsten Jahre sein Unternehmen, aber auch vor allem seine Kunden stark beschäftigen werden. Er meinte damit die Bereiche:
Everything as a Service,
Virtualisierung,
Automatisierung und KI.
Vor allem was das Thema Transformation as a Service angeht, wolle SAP damit punkten, Kunden eine cloudbasierte Infrastruktur und automatisierte Prozesse zur Verfügung zu stellen. Dabei spielten Kriterien wie Schnelligkeit, einfache Nutzung und Standardisierung eine wichtige Rolle.
Low-Code/No-Code wird starker Trend
Große Hoffnungen setzt Roth auf das Thema Low-Code/No-Code – etwa wegen des Fachkräftemangels müsse sich Programmierarbeit so verändern, dass künftig mehr Mitarbeiter aus Fachabteilungen stark in Programmierarbeiten eingebunden werden können. Dadurch sollen sich Projekte schneller umsetzen lassen. Er zitiert eine Gartner-Studie, die davon ausgeht, dass in zwei Jahren 65 Prozent der Entwicklungsarbeiten via Low-Code/No-Code aus den Fachabteilungen kämen.
Sehr zukunftsträchtig sei auch das Thema Virtualisierung, ist der SAP-CIO überzeugt. Heute schon sei es selbstverständlich, Produkte in 3D zu präsentieren. Und man sei bei diesem Thema erst am Anfang, wenn man die zahlreichen Möglichkeiten von AR- und VR-Anwendungen denke. Oder an die “erweiterte Realität”, wie es Roth formuliert und auf eine unlängst in den USA stattgefundene Hochzeit hinwies mit etwa 2.000 Avataren. Auch bei der Diskussion um das Büro der Zukunft spielten Virtualisierungsaspekte eine wichtige Rolle, wenn es etwa um das orts- und zeitunabhängige Arbeiten ginge.
Die dritte Entwicklung, die vor allem von den IT-Abteilungen ausgeht und von dort auch stark forciert wird, ist die Automatisierung der Prozesse und deren Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Man habe sich das Motto zu Herzen genommen: Alles, was sich automatisieren lässt, wird auch automatisiert. Hätte man nicht schon vor Corona viele Prozesse automatisiert, wäre der Übergang von über 100.000 Mitarbeitern ins Home-Office nicht so reibungslos gelaufen.
Chatbot hilft den Personalern
Als ein gelungenes Automatisierungsbeispiel führt Roth den Chatbot Lucy an. Der Bot unterstützt die Personalabteilung und hat beispielsweise 40.000 Arbeitsvertragsangebote rausgeschickt. So hat sich das Einstellungsverfahren verkürzt, sagt Roth. Ziel sei es, den kompletten Einstellungsprozess zu digitalisieren.
Was das Thema Nachhaltigkeit betrifft, hat man sich selbstverständlich ehrgeizige Ziele gesetzt. So heißt die Devise: Null Emissionen, Null Abfall, Null Ungleichheit. Man wolle zum Beispiel möglichst bald Plastik beseitigen und bis 2030 zu 100 Prozent auch alle Geräte recyceln. Dies ist nur ein kleiner Hinweis auf die vielen Vorhaben rund um das Thema Nachhaltigkeit, denn auch beim Thema Personal, wenn es um Diversity und Inklusion geht, will SAP Vorbild sein oder im Finanzbereich, wenn es um die Berücksichtigung von zusätzlichen Kennzahlen geht, die über das rein Betriebswirtschaftliche hinausgehen.