Auf den Hamburger IT-Strategietagen präsentierte CIO Martin Peuker die “Strategie 2030” der Berliner Charité. IT spielt dabei eine Schlüsselrolle.
“Wir denken Gesundheit neu”. So lautet das Motto, das die Charité für ihre Strategie 2030 formuliert hat. “Es geht darum, das Human Eco System ganzheitlich zu betrachten”, erläuterte Peuker in seiner Keynote auf der erstmal digital organisierten Fachkonferenz für IT-Executives. Dazu gehöre auch, wissenschaftlich begründet zu handeln und Grenzbereiche zu erschließen. Die Charité sehe sich als “treibende Kraft einer werteorientierten Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung” und sei dafür gut aufgestellt.
Mit mehr als 3.000 Betten ist die Charité nicht nur eine der größten europäischen Universitätskliniken, sondern auch eine bedeutende Lehr- und Forschungsstätte mit gut 8.000 Studierenden und 290 Professoren. Zu ihnen gehört auch der bundesweit bekannte Virologe Christian Drosten.
Auf den Hamburger IT-Strategietagen machte CIO Martin Peuker deutlich, dass sich die strategische Vision der Charité-Führung nur mit einer entsprechenden Digitalisierungs- und IT-Strategie umsetzen lässt. So steht etwa eine digitalisierte Universitätsmedizin auf seiner Prioritätenliste ganz oben. Peuker: “Die Medizin wird einen großen Sprung machen – wenn es uns gelingt, die Daten zu nutzen.”
Auf dieses Ziel zahlt insbesondere die “Health Data Platform” ein. Dabei handelt es sich um ein zentrales Projekt, das die Charité schon seit mehreren Jahren vorantreibt. “Es geht um einen besseren Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten, aber auch darum, die Forschung voranzubringen und Drittmittel einzuwerben”, erläuterte der CIO.
Dabei verfolgen die Berliner zwei Stoßrichtungen: “Zum einen wollen wir Daten, die am Krankenhausbett erhoben werden, möglichst schnell mit Daten aus der Grundlagenforschung, besonders in der Genom-Analyse, verknüpfen, um daraus einen Mehrwert für die Patienten zu gewinnen”, so Peuker. Zum anderen gehe es darum, Daten aus der Behandlung über pseudonymisierte oder anonymisierte Algorithmen der Grundlagenforschung zur Verfügung zu stellen.
Datenintegrationszentren der Charité
Für seine Verdienste um die Health Data Platform wurde Peuker 2020 mit dem “CIO des Jahres“-Award in der Kategorie Public Sector ausgezeichnet. Geholfen hat ihm dabei auch die Medizininformatik-Initiative, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 150 Millionen Euro fördert. Sie verfolgt das Ziel, Daten aus der Krankenversorgung und der Forschung mithilfe von IT-Lösungen zu vernetzen, um die medizinische Forschung und die Patientenversorgung zu verbessern. An fast allen deutschen Universitäten wurden dazu Datenintegrationszentren eingerichtet. Auch die Berliner Charité betreibt ein solches Zentrum, das Peuker als Teil der Health Data Platform sieht.
Zu den Leuchtturmprojekten der Berliner gehört unter anderem auch “ERIC”. Das Kürzel steht für Enhanced Recovery after Intensive Care. Mit mannshohen mobilen Robotern unterstützen Charité-Spezialisten telemedizinisch andere Krankenhäuser mit weniger intensivmedizinischen Ressourcen bei der Betreuung von Intensivpatienten. Die Roboter sind unter anderem mit Sensorik wie Highend-Kameras ausgestattet und begleiten Ärzte und Pflegekräfte vor Ort bei der Visite, wie Peuker in seiner Keynote demonstrierte.
“Innovationen sind datengetrieben und müssen weltweit skalierbar sein”, resümierte der CIO auf den digitalen Hamburger IT-Strategietagen. Internationaler Erfolg entstehe durch das Verknüpfen akademischer Grundlagenforschung und die Umsetzung mit der Industrie.