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Hamburger IT-Strategietage 2020
So digitalisiert BayWa-CIO Fausch die Landwirtschaft
BayWa-CIO Tobias Fausch gab auf den Hamburger IT-Strategietagen einen Einblick in die Bemühungen des Konzerns, die Landwirtschaft effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Nachdem
Die Probleme liegen für den BayWa-CIO in mehreren Faktoren: Bevölkerungswachstum, Klimawandel und schlechte Bewirtschaftung. Die Zahl der Menschen nehme zu, während die Anbaufläche kleiner und intensiver genutzt werde. Traditionelle Bewirtschaftung führe oft zu Bodendegradierung, was die Ackerflächen mittelfristig nutzlos mache. Hinzu käme, dass nach Angaben von Fausch die Hälfte der Weltbevölkerung entweder unterernährt oder übergewichtig sei – ein Zeichen für falsche Ernährung.
Die meiste Unterernährung trete in den Teilen der Welt auf, die 60 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche besitzen. Gleichzeitig produziere die globale Nahrungsmittelindustrie ein Drittel mehr Kalorien als nötig. Das Problem liege also nicht in der Produktionsmenge, sondern in falscher Bewirtschaftung, Bewässerung und fehlender Infrastruktur sowie Logistik, so Fausch.
Datengetriebene Landwirtschaft
Die Lösungsansätze der
Wetteranalysen und -vorhersagen könnten dazu beitragen, Bewässerungszyklen zu optimieren und an klimabedingte Extremsituationen wie Dürre, Unwetter oder Flut anzupassen. Als Beispiel nennt Fausch einen Großbauern in Sambia. Dessen Felder würden durch einzeln ansteuerbare Sprinkleranlagen bewässert. Welche Düse wann wieviel Wasser verbraucht, werde von der Münchner BayWa-Zentrale aus remote gesteuert. Damit habe der Großbauer 30 Prozent Wasser eingespart, das er an die umliegenden Kleinbauern abgebe. Reduzierten Bauern in Gebieten mit salzhaltigem Grundwasser auf diese Art den Verbrauch, werde die Bewirtschaftung insgesamt nachhaltiger. Der bewässerte Boden versalze nicht so schnell, sodass er länger fruchtbar bleibe.
Diese Maßnahmen funktionieren bereits ab zwei Hektar Ackerfläche. Damit seien sie in allen Regionen weltweit anwendbar, so Fausch. Zudem seien die Maßnahmen nicht unbedingt an moderne Technologie vor Ort gebunden. Durch die Sattelitenbilder und Wetterprognosen könne den Bauern beispielsweise gesagt werden, wo und wann sie ihre Regentonnen aufstellen sollen, um die effizienteste Wasserausbeute zu erzielen. “Das macht bereits einen merklichen Unterscheid,” sagt Fausch.
Weniger Ausschuss und Kräftemangel
Mit
In der Lieferkette vom Feld bis zum Kunden gehe laut CIO Fausch durchschnittlich die Hälfte der Ernte verloren, weil unter anderem falsche oder minderwertige Früchte geerntet würden. Die
Gemeinsam Weiterdenken
Um weitere solcher
Regionales Ökosystem
Mit Blick auf den heimischen Markt strebt das Unternehmen eine Stärkung der Regionen an. Billige Lebensmittelimporte aus dem Ausland stünden einer nachhaltigen regionalen Bewirtschaftung entgegen. Die heimischen Bauern seien durch striktere Regularien gebunden und täten sich schwer, mit dem internationalen Preisdruck mitzuhalten.
Abhilfe soll eine Regionalplattform für ein digitales Ökosystem schaffen. Darin gelte es etwa festzuhalten, welcher Bauer im Umkreis was produziert, um die Erzeugnisse klassischer und biologischer Landwirtschaft zusammenzufassen. Die Bauern lieferten ihre Erzeugnisse dann an eine Sammelstelle, die sie an die Konsumenten weiterverteile. So könne die regionale Logistik stark optimiert werden.
Zudem ließen sich in einer solchen Plattform auch weitere regionale Angebote etwa aus der Tourismus-Branche einbinden.
Die eigenen Klimaziele der BayWa
Für sich selbst setzt die BayWa das Ziel, bis 2030 komplett klimaneutral zu werden. 2020 soll der Eigenbedarf des Konzerns an Energie bereits zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammen. Im Zuge dieser Initiativen wandle sich das Business der BayWa auch von der Versorgung zum Projektgeschäft. Anstatt beispielsweise nur Energie zu liefern, baue der Konzern etwa auch energieeffiziente Häuser.
Abschließend sagte der CIO, die Landwirtschaft sei weiter digitalisiert, als es den Anschein mache. So liefen die große Schlepper-Roboter auf den Feldern bereits weitgehend autonom. Allerdings gebe es auf den Feldern auch selten Ampeln oder andere Verkehrsteilnehmer, auf die die Fahrzeuge achten müssten.