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Hamburger IT-Strategietage 2020

Anke Sax gibt Tipps für die Strategie-Entwicklung für CIOs

Im Jahr 2019 gewann Anke Sax den CIO des Jahres in der Kategorie Mittelstand. Bei den Hamburger IT-Strategietagen teilt die langjährige CIO in der Finanzbranche Erfahrungen und Tipps für die Strategie-Entwicklung.

Anke Sax sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020.
Anke Sax sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020.
Foto: Foto Vogt

Bei ihrer Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen erklärt Anke Sax ihr Bild von einer guten Strategie am Beispiel einer Café-Eröffnung. Die langjährige CIO in der Finanzbranche und CIO des Jahres 2019 in der Kategorie Mittelstand beginnt mit dem Fokus auf die Zielgruppe. Liegt das Café beispielsweise ganz in der Nähe eines Unternehmens und in der Nähe einer Hochschule, müssen Unternehmer eine Entscheidung treffen. Für wen machen sie das? Für die Büro-Angestellten oder die Studierenden? Daraus leiten sich die nächsten Schritte ab – wie die Einrichtung aussieht, was auf der Karte zu finden ist und welche Musik läuft. Man fragt sich also zu Beginn der Strategie-Entwicklung, wer man ist und wofür man steht.

Positionierung finden

Bei einem Café leuchten diese Schritte ein. Sie gelten jedoch auch für andere Unternehmen, macht Sax dem Publikum deutlich. Dennoch beobachte sie immer wieder, dass Unternehmen ihr Ziel aus den Augen verloren und die Anstrengung verdoppelt haben. Viele Banken beispielsweise hätten sich nicht klargemacht, für was sie stehen und für was sie nicht stehen.

Ein zweites Beispiel stammt aus dem Fußball. Dort setzen wir voraus, dass es eine Strategie gibt, bevor eine Fußballmannschaft auf den Platz geht. Alle Spieler kennen die Strategie und halten sich daran. Anders ist das in der Unternehmenswelt: “Ich sehe im Business häufig, dass es keine Strategie gibt”, sagt Sax.

Die Unternehmenskultur ignorieren darf man in diesem Prozess nicht. Sax zitiert den Ausspruch “culture eats strategy for breakfast”. Mitarbeiter, die in den vergangenen 30 Jahren auf Cobol programmiert haben, können beispielsweise nicht von einem Tag auf den anderen “agil machen”. Bei solchen Veränderungen werde häufig nicht beachtet, wo die Stärken eines Unternehmens liegen. Die sollte man unbedingt bei der Strategie-Entwicklung berücksichtigen.

Strategie-Entwicklung gehört in die Crowd

Wie geht die Strategie-Entwicklung dann weiter? Nicht im Elfenbeinturm, rät Sax. “Strategie gehört in die Crowd”, empfiehlt sie. Damit die Pläne erfolgreich etabliert werden können, müssen sie breit im Unternehmen getragen sein. Dabei sollte man immer wieder aufpassen, dass man auf dem richtigen Weg sei. Ihr Tipp: “Fragen Sie!” Und zwar ganz konkret und ganz viele Personen.

Sax rät zu Gesprächen mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Diese Gesprächspartner sollte man fragen, wofür ihrer Meinung nach das Unternehmen steht und ihnen dann genau zuhören. Damit finde man ziemlich schnell heraus, wofür das eigene Unternehmen steht. Sax nennt ein Beispiel aus der Automobilbranche: Als Daimler die Rückmeldung erhielt, dass die Autos zu teuer sind, kamen Baby-Benz und Smart auf den Markt.

Anke Sax bei der Preisverleihung zum CIO des Jahres 2019.
Anke Sax bei der Preisverleihung zum CIO des Jahres 2019.
Foto: Foto Vogt

Sax, die 30 Jahre lang in Banken gearbeitet hat, zeigt mehrere Claims von Banken, beispielsweise “Die Bank an ihrer Seite”, “Positiver Beitrag”, “Wenn’s um Geld geht Sparkasse”, “Wir machen den Weg frei” und “Leistung aus Leidenschaft”. Ihre Empfehlung: Man muss präziser und trennscharf werden und sich für eine klare strategische Ausrichtung entscheiden.

Perfekt muss die Idee nicht sein. Man sollte nicht Monate oder Jahrzehnte darüber nachdenken, sagt Sax. Dann folgt die Detailarbeit. Die sogenannte Crowd im Unternehmen entwickelt dann die nächsten Schritte und beschäftigt sich unter anderem mit den folgenden Fragen:

  • Was muss getan werden, um es dem Kunden leicht zu machen?

  • Wo gibt es Defizite?

  • Was wäre ein guter nächster Schritt?

  • Wie lassen sich diese Schritte priorisieren? Hier regt Sax beispielsweise an, jeder Abteilung eine feste Anzahl an Stimmen zu geben und daraus eine Roadmap für die kommenden drei Jahre abzuleiten.

Die Umsetzung sei nichts anderes als ein Projekt mit Meilensteinen und KPIs, sagt Sax. Und: “Wenn sie vorne die Hausaufgaben gemacht haben, ist es nach hinten nur noch ein Projekt.” Im weiteren Verlauf sollte man wissen, wo man aktuell steht und an welchen Prüfpunkten man die eigene Strategie anpasst. Jedes Jahr sollte man den Kurs nicht ändern, doch “wenn sich in den Rahmenbedingungen etwas ändert, muss nachgeschärft werden”, sagt Sax.

3 Tipps für die Strategie-Entwicklung

Weitere Tipps, die Anke Sax dem Publikum der Hamburger IT-Strategietage gibt:

  • Lassen Sie die Strategie los! Es ist nicht Ihre! Es ist die Strategie des Unternehmens.

  • Aber bitte behüten Sie Ihre Strategie.

  • Versuchen Sie es einmal anders: “Old ways won’t open new doors.”

Und: Überstürzen sollte man die Strategie-Entwicklung auch nicht. Sax selbst startete im Januar 2017 bei der Deutschen WertpapierService Bank (dwpbank) als CIO und sollte eine IT-Strategie entwickeln. Damals begann gerade ein großer Veränderungsprozess im gesamten Unternehmen, auch eine Neuausrichtung der IT war gefragt. Sax sollte damit direkt starten und wehrte ab. Sie nahm sich zuerst ganz bewusst Zeit dafür, das Unternehmen zu verstehen. Erst dann begann sie mit dem Strategie-Prozess.

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