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IT-Strategietage 2020

Künstliche Intelligenz bei den Österreichischen Bundesbahnen

ÖBB-Konzern-CIO Marcus Frantz sprach in seiner Keynote über den Weg der ÖBB zum digitalisierten Mobilitätsdienstleister. Wie die ÖBB KI einsetzt und warum er es für notwendig hält, sich als Organisation ein eigenes Verständnis von KI aufzubauen.

CIO Marcus Frantz sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020.
CIO Marcus Frantz sprach auf den Hamburger IT-Strategietagen 2020.
Foto: Foto Vogt

“Die ÖBB befindet sich in einer sehr starken Veränderung als Konzern, weil der Mobilitätsmarkt sich stark ändert”, sagt Marcus Frantz, Konzern-CIO der Österreichischen Bundesbahnen während seiner Keynote auf den Hamburger IT-Strategietagen. Dazu zählt er unter anderem neue Anforderungen an den Arbeitsplatz der Zukunft, ein verändertes Mobilitätsverhalten, neue digitale Geschäftsmodelle, einen hohen Wettbewerbsdruck durch neue Anbieter und die Liberalisierung im Personenverkehr.

“Wir müssen ein internationaler, digitalisierter Mobilitätsdienstleister werden”, macht Frantz die Ziele der ÖBB deutlich. Auf dem Weg zu diesem Ziel hat der Konzern 2017 eine digitale Geschäftsstrategie erarbeitet. Digitalisierung wird in diesem Zusammenhang verstanden als “der notwendige kulturelle und technologische Wandel unserer Wertschöpfungsketten zur Realisierung des öffentlichen Auftrages und der davon abgeleiteten Konzernstrategie”. Die Strategie definiert fünf Themenschwerpunkte, die nur im Zusammenspiel aller Konzerngesellschaften funktionieren. Die Strategie startet bei der Vereinfachung (simplify) über die Ablösung des Silodenkens (simplify) hin zur Lieferung (act).

Eine einheitliche Definition von KI gibt es bislang nicht. Zumeist – so Frantz – verstehe man darunter verschiedene Technologien, die kognitive Fähigkeiten ausüben können, wie beispielsweise etwas zu erkennen, zu verarbeiten, daraus zu lernen und Probleme zu lösen. Der Konzern-CIO zitiert in seiner Keynote Stephen Hawkins mit einem Zitat über KI: “Es wird entweder das beste oder das schlimmste, was der Menschheit je passiert ist.” Frantz zeigt Beispiele von Medienberichten, die dieses Zitat stützen. Während die einen Berichte das tolle Potenzial von KI betonen, beschäftigen die anderen sich mit der Frage “Ersetzt KI den Menschen?”.

Einsatzgebiete von KI

Bei den Einsatzgebieten von KI nennt Frantz unter anderem folgende Beispiele:

  • Algorithmen, die in der Justiz zur Risiko-Einschätzung genutzt werden

  • Algorithmen, die bei der Früherkennung von Krankheiten helfen

  • Algorithmen, die bei der Aufklärung von Verbrechen helfen sollen

Frantz macht dabei auch die Grenzen deutlich: “Algorithmen sind immer sehr spezifisch und bleiben immer so fehleranfällig wie ihre Erschaffer selbst”. Sie seien guter Nachahmer, aber kreativ seien sie nicht. Und selbstfahrende Autos seien noch nicht so ausgereift, wie wir denken. Er plädiert dafür, sich sehr sorgsam mit KI auseinanderzusetzen und sich bewusst zu sein, dass es eingeschränkte Bereiche für sie gibt und man sie trainieren muss.

Frantz hält es für notwendig, sich als Organisation ein eigenes Verständnis von künstlicher Intelligenz aufzubauen. Die Sichtweise der ÖBB zu künstlicher Intelligenz lautet: “Wir verstehen unter dem Begriff “Künstlicher Intelligenz” Technologien, die wir für das Lösen komplexer Fragestellungen in konkreten Domänen bzw. spezifischen Anwendungsfällen einsetzen können. Diese Technologien werden in Systemen (Maschinen, Geräte, Software) implementiert um diese mit der Fähigkeit auszustatten, Aufgaben oder Situationen auf

eine vernünftige und sinnvolle Weise zu bearbeiten.” Darüber hinaus unterscheidet der Konzern zwischen verschiedenen Ausprägungen der künstlichen Intelligenz: schwache, starke und superintelligente KI. Für die schwache KI gibt es Beispiele, die starke und die superintelligente KI sieht Frantz noch “in relativ weiter Ferne”.

“Unsere Güterfahrzeuge sind per se dumm und werden die Trasse entlanggezogen”, sagt Frantz. Derzeit werden die Fahrzeuge mit Sensorik ausgestattet, um ihnen eine gewisse Intelligenz beizubringen. Durch die Sensoren sammelt die ÖBB beispielsweise wertvolle Daten über den Zustand des Gleisbettes. Notwendige Voraussetzung für dieses Sammeln von Daten sind Bandbreite, Rechenleistung und Speicherkapazitäten.

Für die ÖBB sei der Einsatz von KI in den Bereichen Konversation und Bildverarbeitung relevant, erklärt Frantz. Als Beispiele für den Bereich Konversation nennt er Chatbots im Kundendialog und unternehmensintern im IT-Bereich. Im Bereich Bildverarbeitung gibt es zum Beispiel das sogenannte Digital Mapping, mit dem die ÖBB aktuell einen digitalen Zwilling ihres Gleisnetzes aufbaut. Das hilft dabei, Störungen zu erkennen und Informationen abzuleiten. Ein weiteres Beispiel: Das sogenannte OpenLabRail mit einer Teststrecke für autonom fahrende Züge.

Sechs Grundprinzipien beim Einsatz von KI-Technologien

Der ÖBB-Konzern hat sechs Grundprinzipien beim Einsatz von KI-Technologien festgelegt:

  • Verantwortlichkeit: Die Verantwortlichkeit für die implementierten Anwendungen liegt bei den EntwicklerInnen.

  • Datenschutz und -sicherheit: Einhaltung der geltenden Datenschutzbestimmungen

  • Transparenz: Nachvollziehbarkeit, wie die eingesetzten Technologien zu ihren Ergebnissen kommen

  • Zuverlässigkeit: Technologien müssen sicher funktionieren und im vorgegebenen Handlungsrahmen

  • Barrierefreiheit: Der Einsatz der Technologien darf niemanden ausgrenzen.

  • Diskriminierungsfreiheit: Durch den Einsatz der Technologien darf niemand diskriminiert werden.

Die ÖBB bereitet beim Daten- und Informationsmanagement unter anderem gerade einen Datenkatalog vor, der die folgenden Informationen auflistet: Welche Daten gibt es wo? Wem gehören diese Daten? Mit welchen Systemen werden die Daten ausgetauscht? Dieser Kulturwandel, so Frantz, lasse sich nur gemeinsam im Gesamtverbund lösen.

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